Lettering-Workshops Teil 5: Zusagen und Absagen, Lampenfieber und Einstieg

Langsam wird es ernst: Du hast deinen Lettering-Workshop angekündigt, die ersten Zusagen trudeln ein und deine Aufregung steigt: Werden alle, die zugesagt haben, auch kommen? Wie stark wird mein Lampenfieber sein? Und wie fange ich überhaupt an? Darum geht es im letzten Beitrag dieser Blogreihe.

Zusagen und Absagen

Wenn sich die potenziellen Teilnehmerinnen per Mail anmelden, wissen sie häufig nicht, ob es noch einen freien Platz im Workshop gibt. Deshalb brauchen sie eine Bestätigung – oder gegebenenfalls eine Mitteilung, dass sie auf der Warteliste stehen. In der Bestätigungsmail sollte auch stehen, wie du die Zahlung des Teilnahmebeitrags geregelt hast und welche Konditionen für einen Rücktritt gelten. Eine Möglichkeit ist, einen Platz nur dann verbindlich zu vergeben, wenn der Teilnahmebeitrag vorab überwiesen wird. Natürlich kann jeder Teilnehmerin etwas dazwischenkommen, so dass sie ihre Teilnahme absagen muss. Deshalb ist es für beide Seiten wichtig, auch dafür eine klare Regelung zu haben. Die Teilnehmerinnen müssen wissen,

  • bis wann sie absagen können, um die Teilnahmegebühr komplett oder zum Teil erstattet zu bekommen
  • wie es ist, wenn sie am Tag vorher oder am gleichen Tag kurzfristig absagen müssen
  • ob sie eine Ersatz-Teilnehmerin benennen können.

Diese Konditionen, die du selbst festlegen musst, schaffen sowohl für deine Teilnehmerinnen als auch für dich Planungssicherheit. Ganz kurzfristige Absagen, etwa wegen einer plötzlichen Erkrankung, können immer vorkommen. Allerdings kann das Kostenrisiko dafür nach meiner Auffassung nicht bei dir liegen. Häufig kannst du den Platz so kurzfristig nämlich nicht anderweitig besetzen. Noch ein Tipp: Selbst wenn du die Konditionen auf deiner Website stehen hast, schreib sie unbedingt auch in die Bestätigungsmail. Das erhöht die Chance, dass deine Teilnehmerinnen sie wirklich lesen.

Lampenfieber

Obwohl ich seit vielen Jahren Workshops gebe, bin ich jedesmal ein wenig aufgeregt, wenn ich vor einer neuen Gruppe stehe. Und das ist auch gut so: Der Adrenalinschub hilft mir, mich zu fokussieren und wirklich präsent zu sein. Es ist völlig in Ordnung, zu Beginn eines Workshops nervös zu sein. Niemand nimmt dir das übel, im Gegenteil: Viele deiner Teilnehmerinnen werden das selbst kennen oder zumindest nachvollziehen können, wie es dir geht. Und vielleicht sind sie sogar froh, wenn sie merken, dass es dir genauso geht wie ihnen. Mir hilft in solchen Momenten, mit beiden Füßen fest auf dem Boden zu stehen, meinen Körper wie beim Yoga aufzurichten und ein paar Mal tief durchzuatmen. Das kannst du machen, während die Teilnehmerinnen noch auf ihren Stühlen herumrutschen, in ihren Taschen kramen oder sich etwas zu trinken einschenken. Nach außen wirkst du in einem solchen Moment ruhig, auch wenn du innerlich ein bisschen flatterst.

Einstieg in den Workshop

Was ich eben geschrieben habe – einen Moment ruhig vor der Gruppe stehen und einfach nur atmen –, ist für mich der beste Einstieg in einen Workshop. In diesem Moment nehme ich die Rolle der Dozentin voll und ganz an für mich. Ein weiterer Effekt ist, dass es in der Gruppe ruhiger wird und sich die Aufmerksamkeit nach und nach auf mich richtet. Nur wenn ich merke, dass die Teilnehmerinnen gar nicht aufhören, miteinander zu reden, interveniere ich und bitte um ihre Aufmerksamkeit. Erst wenn ich diese voll und ganz habe, fange ich an – aus einem ganz einfachen Grund: Ich möchte, dass alle von Anfang an konzentriert bei der Sache sind. Nur so entsteht eine gute Lernatmosphäre. Der konkrete Einstieg in den Workshop geschieht dann über eine kurze Vorstellungsrunde: Wie heißt du und hast du bereits Erfahrung mit Lettering oder Kalligrafie? Oder auch: Wann hast du das letzte Mal etwas mit der Hand geschrieben und was war das? Interesant finde ich immer wieder das Spektrum der Anworten, das von „Ich mache schon lange Kalligrafie mit der Bandzugfeder“ bis zu „Ich schreibe gar nichts mehr mit der Hand und möchte das gerne wieder machen“ reicht. Ein weiterer wichtiger Punkt für den Einstieg ist es, das Ziel des Workshops noch einmal zu benennen und den Ablauf des Workshops zu erläutern. Damit klärst du den Rahmen und deine Teilnehmerinnen wissen, was sie erwarten können – und was nicht.

So, das war’s. Zum weiteren Ablauf kann ich nichts schreiben. Jeder Lettering-Workshop ist anders. Es gibt so viele Faktoren, die den Ablauf beeinflussen – manchmal ist es sogar das Wetter. Wer im letzten Sommer bei 35° C im Schatten arbeiten musste, weiß, was ich meine.

Nur noch ein Tipp zum Schluss: Kauf Blumen! Damit wertest du jeden Raum auf und erfreust die Teilnehmerinnen. Aber eigentlich sind die Blumen für dich: Sie sind deine Belohnung für einen tollen Workshop. Denn die hast du dir verdient!

Bunte Tulpen in einer Vase im Gegenlicht. Foto: Janne Klöpper

Lettering-Workshops Teil 4: Preis, Ankündigung und Anmeldung

Bei der Workshop-Planung folgen die einzelnen Schritte nicht streng linear aufeinander. Im Gegenteil: Vieles passiert parallel. Die Punkte dieses vierten Teils haben jedoch eine logische Abfolge: Erst legst du den Preis fest, dann kündigst du den Workshop an und danach startet die Anmeldephase.

Preisgestaltung

Bevor du deinen Lettering-Workshop bekannt machst, musst du wissen, wie hoch die Kursgebühr sein soll. In die Preisgestaltung fließen viele Aspekte ein:

  • Wie viel Stunden dauert der Workshop?
  • Wie hoch ist die Raummiete?
  • Wie hoch sind die Kosten für das Material? Da zählen nicht nur Stifte und Papier, sondern beispielsweise auch die Kosten für den Ausdruck des Lettering-Alphabets oder für Bücher, die du extra für die Workshops als Anschauungsmaterial kaufst.
  • Wie viel Geld wirst du ungefähr für Getränke, Kuchen, Snacks oder Knabberzeug ausgeben?
  • Machst du den Workshop bei dir vor Ort oder hast du selbst Fahrtkosten (und gegebenenfalls Übernachtungskosten)?
  • Ist das, was du mit den Lettering-Workshops verdienst, ein gelegentliches zusätzliches Einkommen neben deinem festen Gehalt oder bist du selbstständig und versteuerst die Einnahmen (von den Ausgaben für Krankenversicherung, Altersvorsorge und Berufshaftpflichtversicherung mal ganz abgesehen)?
  • Wenn du selbstständig bist: Führst du Umsatzsteuer an das Finanzamt ab?
  • Ist dein Lettering-Workshop für deine Teilnehmerinnen der Einstieg in ein neues Hobby oder bietest du eine Fortbildung für Berufskolleginnen an, die die Kosten von der Steuer absetzen können?
  • Was nehmen andere Anbieterinnnen für ähnliche Lettering-Workshops?
  • Wie hoch ist die Kursgebühr bei anderen Kreativ-Workshops in deiner Nähe?

Alle diese Aspekte bilden die Grundlage für die Kalkulation der Teilnahmegebühr. Ich habe ebenfalls gute Erfahrungen damit gemacht, Kolleginnen und Freundinnen zu fragen, wie viel sie selbst für einen solchen Workshop ausgeben würden. Auch deren Anworten können ein Anhaltspunkt sein.

Ankündigung für einen Lettering-Workshop an einem Laternenpfahl. Foto, Lettering und Fotomontage: Janne Klöpper

Ankündigung

Instagram und andere soziale Medien sind immer ein guter Weg, um einen Lettering-Workshop anzukündigen. Wenn du Berufskolleginnen ansprechen willst, kennst du die entsprechenden (virtuellen) Netzwerke, über die du sie gezielt erreichst. Es gibt aber auch nach wie vor analoge Möglichkeiten, um für deinen Workshop zu werben:

  • Du kannst in den Schreibwaren- und Bastelläden vor Ort Handzettel auslegen und einen Aushang machen.
  • Den Aushang kannst du auch an anderen Orten anbringen, wo du deine Zielgruppe vermutest: in der Stadtbibliothek, im Bioladen, im Café, im Supermarkt oder beim Bäcker.
  • Du kannst bei der Lokalzeitung fragen, ob sie deinen Workshop ankündigen – entweder im Veranstaltungsteil oder im redaktionellen Teil.
  • Auch die kostenlosen Wochenblätter haben einen kleinen redaktionellen Teil, in dem sie über Lokales berichten. Fragen kostet nichts.

Anmeldung

Wenn du Aushänge gemacht und Handzettel verteilt hast, kannst die Anmeldungen zu deinem Workshop telefonisch entgegennehmen und die Namen auf einem Zettel notieren. Die Kursgebühr zahlen die Teilnehmerinnen beim Workshop in bar. Quittungen stellst du per Hand aus. Dafür hast du dir extra einen Quittungsblock mit Durchschlag gekauft. Das klingt sehr altmodisch, aber es geht und hat einen großen Vorteil: Du speicherst keine persönlichen Daten in deinem Computer. Ich vermute allerdings, dass du einen anderen Weg wählst: Ankündigung über soziale Medien oder dein Blog, Anmeldung per E-Mail und Überweisung der Teilnahmegebühr auf dein Konto. Und zack – speicherst du persönliche Daten, und wenn es nur der Name und die E-Mail-Adresse ist. Spätestens jetzt wird die Europäische Datenschutz-Grundverordnung – abgekürzt DSGVO – für dich interessant. Sie regelt die Verarbeitung personenbezogener Daten und ist seit dem 25. Mai 2018 unmittelbar geltendes Recht in der gesamten Europäischen Union. Inwieweit die Vorschriften der DSGVO für dich gelten, kann ich nicht sagen, weil ich deine individuelle Situation nicht kenne. Zudem bin ich weder Datenschutzexpertin noch Juristin. Ich kann dich nur ermuntern, dich um diese Frage selbst zu kümmern und dich zu informieren. Datenschutz schützt konkrete Menschen (und nicht abstrakte Daten, wie der Begriff suggeriert) und ist damit nach meiner Überzeugung ein relevantes Thema.

Jetzt sind die Planungen für deinen Lettering-Workshop weitgehend abgeschlossen. Im fünften und letzten Teil meiner Blog-Reihe zum Thema „Lettering-Workshops geben“ geht es nächste Woche um kurzfristige Absagen, Lampenfieber und den Einstieg in einen guten Workshop.

Lettering-Workshops Teil 3: Vorlagen, Stifte und Bücher

Der Rahmen deines Lettering-Workshops steht jetzt fest: Du weißt, wem du was vermitteln möchtest, hast einen Raum gefunden und einen Termin festgelegt. Jetzt geht darum, die Inhalte des Workshops zu planen. Beim Lettercamp in Bremen kam hierzu auch die Frage nach dem Verhältnis von Theorie und Praxis in Lettering-Workshops auf. Da kann ich nur sagen: Es kommt darauf an. In einem Schnupper-Workshop steht das Ausprobieren an erster Stelle, also die Praxis, das Üben. In einer Fortbildung für Designerinnen könnten der Aufbau und die Konstruktion von Buchstaben dagegen ein eigener Schwerpunkt sein. Gut finde ich, dass fast alle Lettering-Bücher mit den Details von Schrift beginnen: Die Autorinnen zeigen und erläutern die verschiedenen Elemente der Buchstaben wie Punze, Scheitel, Stamm und Schweif, erklären Initialen und Ligaturen und gehen auf die unterschiedlichen Wirkungen von Schriften mit und ohne Serifen ein. Das sind wertvolle Informationen für alle, die den Aufbau von Buchstaben verstehen und sich mit der Gestaltung von Letterings befassen möchten. In einem Workshop für Anfängerinnen würde ich die knappe Zeit jedoch lieber fürs praktische Tun nutzen.

Lettering-Alphabet

Übungsbögen mit den Grundstrichen, einem Lettering-Alphabet, Buchstabenkombinationen und Beispielbegriffen sowie Linienblätter und glattes Blankopapier sind die Grundlage für jeden Anfänger-Workhop. Auf der urheberrechtlich sicheren Seite bist du, wenn du diese Linienblätter und Übungsbögen selbst anfertigst. Um dir ein wenig Arbeit zu ersparen, habe ich das Linienblatt für die Schriftgröße des edding-Brushpen, das ich selbst erstellt habe, unter Creative-Commons-Lizenz veröffentlich: Lettering-Linienblatt CC. Du kannst es herunterladen und als Grundlage für ein Lettering-Alphabet und für deine Workshops verwenden.

Brushlettering-Vorlage mit verschiedenen Buchstaben und einem schwarzen Brushpen. Lettering und Foto: Janne Klöpper

Stifte

Neben den Linienblättern und Übungsbögen brauchen die Workshop-Teilnehmerinnen einen oder mehrere passende Brushpen. Für Anfängerinnen finde ich den edding brushpen 1340 gut geeignet, da dessen Pinselspitze relativ fest und stabil ist: Sie nimmt stärkeres Aufdrücken nicht übel und franst nicht so schnell aus. Aber auch die Brushpen von Lyra oder Tombow sind gut für den Anfang. Zum Ausprobieren habe ich in den Workshops zudem immer Stifte mit einer größeren Pinselspitze (etwa die Ecoline von Royal Talens oder die Water Colour Marker von Winsor & Newton) und solche mit einer kleineren Pinselspitze (etwa den Pentel Sign Pen oder die PITT artist pen von Faber-Castell) dabei.

Verschiedene bunte Pinselstifte für Brush Lettering stehen aufrecht in Dosen. Foto: Janne Klöpper

Reichlich bestückte Test-Tische mit allen gängigen Brushpen in allen Farben, dazu verschiedene Papiere und Notizbücher, Stanzer sowie Aquarellpinsel und -farben sind großartig für Veranstaltungen wie das Lettercamp 2019 in Bremen, bei dem 80 Frauen drei Tage lang gemeinsam gelettert haben. Bei einem Lettering-Workshop für Anfängerinnen reicht hingegen meiner Erfahrung nach auch deutlich weniger Material zum Ausprobieren.

Bücher

Das gleiche gilt für Lettering-Bücher. Gefühlt erscheint derzeit jede Woche ein neues Buch rund um die Kunst der schönen Buchstaben. In meine Workshops nehme ich jedoch nur fünf Bücher zum Anschauen mit:

  • Praxisbuch Brush Lettering von Chris Campe, weil es in meinen Augen das beste Lettering-Lehrbuch ist
  • Handlettering – Das große Buch der Alphabete von Frau Annika & friends, weil es so viele verschiedene Buchstaben-Stile enthält
  • Handlettering – Das große Buch der Schmuckelemente von Frau Annika, weil es einfache Zeichnungen für schöne Schriftbilder bietet
  • Handlettering Watercolor von Sue Hiepler und Yasmin Reddig, weil es zeigt, wie man Letterings mit einfachen Aquarellen aufhübscht
  • Handlettering – Schöne Zeichen setzen von Julia Kerschbaumer, weil es eine enorme Vielfalt von Anwendungsbeispielen für Letterings enthält

Ich habe diese Bücher für meine Workshops ausgewählt, weil sie gut in diese verschiedenen Themen rund ums Lettering einführen und zum Weitermachen anregen. Außerdem gefallen sie mir selbst und ich kann sie wirklich empfehlen.

Ansicht der Buchrücken von 25 verschiedenen Büchern zu Kalligrafie und Lettering. Foto: Janne Klöpper

Parallel zur inhaltlichen Planung musst du deinen Workshop natürlich auch bewerben und die Anmeldungen managen. Darum geht es im nächsten Beitrag am kommenden Freitag.

Lettering-Workshops Teil 2: Gruppengröße, Dauer, Termin und Ort

Weiter geht es mit der Workshop-Planung. Im letzten Beitrag standen Ziele und Zielgruppen im Mittelpunkt. Wenn du weißt, wem du in deinem Workshop was vermitteln möchtest, kannst du die nächsten Schritte machen:

  • Wie viele Teilnehmerinnen sollen es werden?
  • Wie lange soll der Workshop dauern?
  • Wann soll er stattfinden?
  • Wo soll der Workshop sein?

Gruppengröße

Erst wenn du weißt, wie viele Teilnehmerinnen es maximal werden sollen, kannst du einen passenden Raum suchen. Deshalb ist die Gruppengröße der nächste Schritt bei der Workshop-Planung. Kleine Gruppen haben den großen Vorteil, dass du jede Teilnehmerin im Blick behalten kannst. Wenn du einen Workshop für absolute Einsteigerinnen machst, finde ich sieben bis neun Teilnehmerinnen eine ideale Gruppengröße. Dann kannst du allen beim Üben über die Schulter schauen und individuelle Tipps geben. Wenn du dagegen erfahrenen Letterfans zeigen möchtest, wie man Buchstaben variiert und ein richtig gutes Layout für seine Letterings hinbekommt, kann die Gruppe auch etwas größer sein.

Ein Teilnehmer übt beim Lettering-Workshop die Stifthaltung. Foto: Janne Klöpper

Dauer

Wie lange der Workshop dauern soll, hängt ab von deinem Ziel, deiner Zielgruppe und der Gruppengröße. Für einen Schnupper-Workshop Brush Lettering mit maximal zehn Teilnehmerinnen reichen nach meiner Erfahrung drei Stunden aus. Weniger sollten es aber auf keinen Fall sein. Wenn du mit etwa gleich viel Einsteigerinnen so weit kommen möchtest, dass alle mit drei sauber geletterten und ansprechend gestalteten Karten nach Hause gehen, würde ich mindestens fünf, besser sogar sechs Stunden ansetzen. Wenn du mit Teilnehmerinnen, die alle bereits lettern können, Buchstabenvarianten und Layouts ausprobieren möchtest, können drei bis vier Stunden ein idealer Zeitrahmen sein. In jedem Fall musst du genügend Zeit fürs Üben und für individuelle Tipps einkalkulieren. Auch ein oder zwei Pausen sowie das Ankommen und Zusammenpacken solltest du bei der Zeitplanung berücksichtigen.

Tag und Uhrzeit

Das kennst du bestimmt selbst: Im ganz normalen Berufs- und Familienalltagswahnsinn sind die Abende unter der Woche oft verplant mit Yogakurs, Chorprobe oder Theatergruppe. Oder du brauchst die Abendstunden einfach, um ein Minimum an Haushaltskram zu erledigen, um runterzukommen und auch mal nichts zu tun. Viele Kreativ-Workshops finden deshalb am späten Freitagnachmittag, samtags oder sonntags statt. Meiner Erfahrung nach sind das wirklich die besten Wochentage für Workshops. Weitere Erfahrungswerte von mir: freitags nicht vor 16 Uhr, samstags und sonntags nicht vor 10 Uhr beginnen. Für deine Zielgruppe kann das alles jedoch anders sein. Am einfachsten findest du das heraus, indem du zwei oder drei potenzielle Teilnehmerinnen fragst. Wichtig ist nur, dass du Dauer, Tag und Uhrzeit festgelegt hast, wenn du auf die Suche nach einem Raum gehst. Und ebenso wichtig ist, dass du an all dem nicht starr festhältst, wenn du den idealen Ort gefunden hast: Wenn der Traumraum freitags immer erst ab 17 Uhr frei ist, du aber um 16 Uhr beginnen wolltest, verschieb deinen Workshop um eine Stunde. Schöne und bezahlbare Räume für Kreativ-Workshops sind leider (noch) rar gesät. Ich hoffe sehr, dass sich das durch Coworking Spaces oder offene Werkstätten in den nächsten Jahren ändert.

Räume

Wenn es vor Ort keine Projekt- oder Kreativ-Räume gibt, die man stundenweise mieten kann, kannst du im Freizeitheim, im Jugendzentrum oder im Bürgerhaus nachfragen. Auch Kirchengemeinden und Vereine vermieten manchmal passende Räume. Gibt es in deiner Nähe einen Schreibwaren-, einen Bastel- oder einen Wollladen? Einige haben Nebenräume, in denen sie selbst Kurse anbieten. Frag nach, ob du den Raum für einen Lettering-Workshop mieten kannst oder ob sie einen Tipp für dich haben. Meine ersten Lettering-Workshops habe ich übrigens in der Werkstatt einer Textilgalerie gegeben, dort, wo sonst Siebdruck-Kurse stattfinden und genäht wird. Eine sehr inspirierende Umgebung! Noch ein Wort zu den Raumkosten: Die unterscheiden sich stark und richten sich wie so vieles nach Lage und Ausstattung, Angebot und Nachfrage. In München wirst du vermutlich mehr bezahlen für einen Raum als in Meppen, in Hamburg mehr als in Heidesheim. Andererseits wirst du wahrscheinlich in München und Hamburg für einen Lettering-Workshop auch mehr Geld nehmen können als in Meppen und Heidesheim.

Lettering-Bücher, Brushpen, Lettering-Guide und Blumen auf einem Tisch in einem Workshop-Raum. Foto: Janne Klöpper

Gruppengröße, Dauer, Termin und Ort stehen fest? Dann kannst du dich auf die inhaltliche Planung konzentrieren: Wieviel Theorie, wieviel Praxis? Wie viele Stifte und welche Übungsblätter? Bücher und Testmaterial – ja oder nein? Darum geht es im nächsten Beitrag am kommenden Freitag.

Lettering-Workshops geben. Teil 1: Ziele und Zielgruppen

Ein paar Worte vorab

Es gibt verschiedene Wege, die Kunst der schön gestalteten Buchstaben zu lernen: Bücher und Übungshefte, Videos und Workshops. Ich lerne am liebsten gemeinsam mit anderen, die auf einem ähnlichen Level sind wie ich. Und ich gebe mein Wissen und Können gerne weiter. Deshalb verdiene ich zumindest einen Teil meines Geldes damit, Workshops zu geben, etwa zu den Themen Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit. Seit Mitte 2017 gebe ich auch Schnupper-Workshops zum Brush Lettering. Beim Lettercamp in Bremen, das Anfang Februar 2019 war, habe ich in einer Session berichtet, wie ich solche Workshops plane, organisiere und durchführe. Das große Interesse an diesem Thema und die Fragen der Teilnehmerinnen haben mich bewogen, nun auch hier im Blog meine Erfahrungen weiterzugeben. Weil ich dich ermutigen möchte, selbst Workshops zu geben und andere mit dem Lettering-Virus zu infizieren!

Schriftbild Lettering-Workshops geben und zwei gezeichnete Stifte. Zeichnung und Foto: Janne Klöpper

In den nächsten Wochen wirst du hier etwas lesen zu diesen Fragen:

  • Wem möchte ich was vermitteln?
  • Wo und wann soll der Workshop stattfinden? Und wie lange soll er dauern?
  • Welche Stifte, Vorlagen und Übungsblätter brauche ich? Wie viele Bücher zum Anschauen und Stifte zum Testen nehme ich mit?
  • Wie sollte das Verhältnis von Theorie und Praxis sein? Welchen roten Faden hat mein Workshop überhaupt?
  • Wie lege ich fest, was der Workshop kostet? Wie organisiere ich die Anmeldung und was ist mit dem Datenschutz?
  • Wie mache ich auf den Workshop aufmerksam?
  • Und schließlich: Was muss ich am Workshoptag selbst beachten?

Ein Thema werde ich allerdings nicht aufgreifen: die Kooperation mit Herstellern von Stiften und Papier oder mit Verlagen. Damit habe ich keine Erfahrung und ich mag mich auch nicht damit beschäftigen. Wenn eine von euch dazu einen Gastbeitrag schreiben möchte – herzlich gerne! Dann melde dich bitte bei mir. Ich lehne Firmen-Kooperationen nicht grundsätzlich ab. Aber mein Ding sind sie nicht.

Eine weitere Einschränkung ebenfalls gleich an dieser Stelle: Meine Lettering-Workshops sind für mich ein Teil meines Hobbys. Ich konzentriere mich deshalb auch auf diesen Bereich und schreibe hier für Menschen, die ebenfalls Lettering-Workshops nebenher, also neben ihrer eigentlichen beruflichen Tätigkeit geben möchten. Etwas anderes ist es, wenn du dir mit den Workshops ein (weiteres) berufliches Standbein aufbauen möchtest. Dann stellen sich die gleichen Fragen, aber bei den Antworten wirst du noch andere Kriterien einfließen lassen müssen, insbesondere bei der Preisgestaltung. Auf diese Kriterien gehe ich eher am Rande ein.

Eines möchte ich dir ganz grundsätzlich ans Herz legen: Sei klar! Sei klar in dem, was du mit wem wann und wo machen möchtest, sei klar in der Verhandlung um Räume, sei klar in der Ankündigung und sei klar beim Workshop selbst. Das erleichtert dir und deinen Teilnehmerinnen das Leben, weil es dann weniger Missverständnisse und Irritationen gibt und Zeit bleibt für die wirklich wichtigen Dinge – zum Beispiel fürs Lettern.

In der Session beim Lettercamp hat übrigens Sandra Martin mitgezeichnet, und ihre wunderbare Sketchnote enthält (fast) alles, worüber ich hier in den nächsten Wochen schreiben werde:

Letterings-Workshops planen. Sketchnote: Sandra Martin @sam_hh

Sketchnote: Sandra Martin @sam_hh

Ziel und Zielgruppe

Jede Workshop-Planung beginnt mit zwei Fragen:

  • Was möchte ich vermitteln, was ist also mein Ziel?
  • Und wem möchte ich das vermitteln, wer ist also meine Zielgruppe?

Es ist ein großer Unterschied, ob du mit Kindern Buchstaben zeichnen, mit Jugendlichen ein Bullet Journal erstellen oder mit Erwachsenen die Brush-Lettering-Welt erkunden möchtest. Erst wenn du Ziel und Zielgruppe für dich klar hast, kannst du dir überlegen, wann und wo du den Workshop machen möchtest, welches Material du brauchst und wie lange er dauern sollte. Aber wie findest du heraus, was dein Ziel und welches deine Zielgruppe ist? Dazu würde ich dir zwei Fragen stellen:

Wie bist du auf die Idee gekommen, Lettering-Workshops anzubieten?

Vielleicht bist du Versicherungskauffrau und hast vor einigen Jahren angefangen zu lettern. Du verschickst gerne selbstgemachte Karten zu Geburtstagen und Jubliäen. Immer wieder fragen dich Freundinnen und Kolleginnen, ob du ihnen mal zeigen kannst, wie Lettern eigentlich geht. Oder du bist Kommunikationsdesignerin und gestaltest seit Jahren Werbeplakate, Zeitschriftenartikel und Buchumschläge mit deinen Letterings. Du hast bereits ein Fachbuch über Lettering geschrieben. Jetzt möchtest du für andere Designerinnen eine Fortbildung zum Gestalten mit Buchstaben anbieten. Vielleicht arbeitest du auch als Sozialpädagogin in einem Familienzentrum, letterst zum Vergnügen und möchtest das Kursangebot nun um einen Lettering-Workshop erweitern. Du siehst: Jede bringt andere Voraussetzungen mit und möchte etwas anderes erreichen.

Wem möchtest DU was vermitteln?

Vermittele am besten das, was du gut kannst und was dir Spaß macht. Vermittele es am besten Menschen, mit denen du gern zusammen bist und die Interesse an dem haben, was du tust. Schließlich soll der Workshop auch für dich ein Gewinn sein, nicht nur finanziell.

Ich habe mich zum Beispiel entschieden, dreistündige Schnupper-Workshops im Brush Lettering für Erwachsene zu geben. Die Gründe hierfür sind ganz einfach:

  • Ich habe keine Erfahrung damit, Kindern und Jugendlichen etwas zu vermitteln. Ich weiß nicht, was sie interessiert, wie sie ticken, wie sie lernen und wie ich sie bei der Stange halte. Ich arbeite auch beruflich am liebsten mit Erwachsenen. Deshalb sind sie meine Zielgruppe.
  • Workshops, die ein, zwei oder drei Tage dauern, erfordern enorm viel Vorbereitung und Standfestigkeit. Das weiß ich, weil ich solche Workshops beruflich gebe. Buchstaben zeichnen ist mein Hobby, und wenn ich Lettering-Kurse gebe, möchte ich das mit Lust und Laune machen, ohne Druck. Deshalb ist ein dreistündiger Workshop ideal für mich: Es ist – einschließlich Fahrtzeit, Vor- und Nachbereitung – ein überschaubarer Zeitraum.

Drei Stunden sind allerdings schnell vorbei. Kurze Namensrunde, Pinselstifte, Lettering-Alphabet und ein paar Bücher vorstellen, erste Strichübungen, die ersten Buchstaben, kurze Pause und Bücher angucken, die ersten Wörter – zack, sind drei Stunden rum. Niemand geht aus meinem Workshop als Lettering-Profi. Aber alle haben eine Vorstellung davon bekommen, was Brush Lettering ist, haben Pinselstifte ausprobiert, Wörter geschrieben und wissen nun grob, wie es geht. Und sie haben erfahren, dass die Buchstaben nach zwei Stunden Üben schon viel, viel besser geworden sind. Genau das ist mein Ziel: ans Lettering heranführen und Lust aufs Üben machen. Deshalb nenne ich das, was ich anbiete, Schnupper-Workshop.

Wenn du weißt, wer deine Zielgruppe ist und was du ihnen vermitteln möchtest, kannst du weiter planen: Wann und wo soll der Workshop stattfinden? Darüber schreibe ich in etwas im folgenden Beitrag, der nächsten Freitag kommt.

Praxisbuch Brush Lettering: Ein rundum gelungenes Lehrbuch

Das „Praxisbuch Brush Lettering“ der Kommunikationsdesignerin Chris Campe ist das lang ersehnte Lehrbuch für alle, die Handlettering mit dem Brushpen systematisch lernen oder ihr Können weiterentwickeln wollen. In vier Teilen zeigt die Autorin den Prozess von den ersten Strichstärkenübungen bis hin zum fertigen Lettering.

Chris Campe, Praxisbuch Brush Lettering, Titelseite. mitp-Verlag 2018. Foto: mitp-Verlag

Foto Cover: mitp-Verlag 2018

Ideal für Anfängerinnen

Die beiden ersten Teile „Vorbereiten“ und „Anfangen“ richten sich an Anfängerinnen und Anfänger. Hier geht es um Stifte, Pinsel und Papier, die richtige Hand- und Stifthaltung sowie die Einrichtung eines Arbeitsplatzes, der Lust auf das Üben macht. Zudem erläutert die Autorin anschaulich die wesentlichen Fachbegriffe des Brush Letterings: Auf- und Abstriche, Strichstärkenkontrast oder auch die Anmutung einer Schrift. Nebenbei vermittelt sie kurz und knackig typografisches und gestalterisches Grundlagenwissen, etwa zur Anatomie der Buchstaben oder Proportionen.

Üben, üben, üben

Jedes Brush Lettering beginnt mit Aufwärmübungen, um ein Gefühl für Werkzeug, Bewegung und Rhythmik zu bekommen. Deshalb stehen diese Übungen auch am Beginn des Kapitels „Anfangen“. Hier geht es um Auf- und Abstriche mit variierendem Druck, Schlaufen und Schlangenlinien. Danach widmet sich die Autorin auf mehr als 40 Seiten ausführlich den Grundstrichen des Brush Letterings, den einzelnen Buchstaben und Ziffern sowie den Verbindungen der Buchstaben zu Wörtern.

Chris Campe, Praxisbuch Brush Lettering, Seite 71 und 72. mitp-Verlag 2018. Foto: Janne Klöpper

Schließlich verrät Chris Campe ihre Tipps und Tricks, um zu einem harmonischen Schriftbild zu kommen. Aber ohne Üben geht es nicht! Um das zu erleichtern, gibt es 42 Übungsblätter mit Grundlinienrastern, Aufwärmübungen und Buchstaben, die über die Seite des mitp-Verlags heruntergeladen werden können.

Interessant für Fortgeschrittene

Im dritten Teil des Praxisbuchs steht das „Vertiefen“ im Mittelpunkt. Spätestens hier wird das Buch auch für Fortgeschrittene richtig interessant. Die Autorin erklärt ausführlich, wie Buchstabenform und Zeichenstil variiert werden können, um die Anmutung einer Schrift zu verändern und ihr dadurch einen zum Inhalt passenden Ausdruck zu verleihen. Dabei belässt Chris Campe es auch hier nicht bei theoretischen Ausführungen, sondern zeigt anhand von Beispielen, wie Variationen im Schriftbild tatsächlich aussehen.

Chris Campe, Praxisbuch Brush Lettering, Seite 112 und 113. mitp-Verlag 2018. Foto: Janne Klöpper

Dieses Kapitel enthält auch eine Reihe von Beispiel-Alphabeten mit ganz unterschiedlichen Anmutungen. Bei allen Varianten erklärt die Autorin, wie diese zustande kommen – etwa durch Schwünge, gebrochene Rundungen oder Serifen. Zudem gibt sie Tipps, wie häufige Fehler vermieden werden können.

Bunt und rund

Abgerundet wird der dritte Teil durch die Themen Effekte und Farbe, Schnörkel und Bildelemente. Dabei wird deutlich, dass es dabei um mehr geht als hübsche Zugaben: Schattenlinien und dekorative Elemente lassen sich ebenso wie farbige Schriften nutzen, um Schriftbilder zu strukturieren oder um Wortbedeutungen zu visualisieren.

Chris Campe, Praxisbuch Brush Lettering, Seite 154 und 155. mitp-Verlag 2018. Foto: Janne Klöpper

Vom Buchstaben zum Layout

Natürlich macht es Spaß, einzelne Wörter oder Zeilen in schönen Buchstaben zu schreiben. Zu einem gelungenen Lettering gehört aber mehr. Folgerichtig widmet sich Chris Campe im vierten Teil des Praxisbuchs unter der Überschrift „Anwenden“ der Komposition und dem Layout von Wortbildern. Von der Idee über die Skizze zur Reinzeichnung erläutert sie Schritt für Schritt den Entwurfsprozess. Dabei vermittelt sie gestalterische Grundlagen, etwa zu Format, Flächenaufteilung und Anordnung ebenso wie Kriterien für die Auswahl der passenden Schriftart.

Chris Campe, Praxisbuch Brush Lettering, Seite 192. mitp-Verlag 2018. Foto: Janne Klöpper

Schließlich ermuntert die Autorin dazu, sich ausführlich mit dem zu gestaltenden Text zu beschäftigen und Fragen zu stellen: Was ist der Zweck des Letterings? Für wen mache ich es? Und welche Stimmung möchte ich vermitteln? Darüber hinaus zeigt sie anhand eines Beispiels ausführlich, wie verschiedene Layouts wirken und wie sich die Anmutung eines Letterings durch die Gestaltung verändert.

Konstruktive Selbstkritik üben

Und zu noch etwas ermuntert Chris Campe, nicht nur in diesem Kapitel: zur konstruktiven Selbstkritik. In Bezug auf Komposition und Layout gibt sie Tipps, wie man die Schwächen eines Entwurfs erkennt und korrigiert, wie die Überarbeitung gelingt und die Reinzeichnung entsteht.

Was mir besonders gut gefällt

  • Das „Praxisbuch Brush Lettering“ ist mit den vier Kapiteln „Vorbereiten“, „Anfangen“, „Vertiefen“ und „Anwenden“ klug aufgebaut. Anfängerinnen bietet es eine stringente Einführung in die Grundlagen des Brush Letterings und den Aufbau der einzelnen Buchstaben. Letzteres finde ich besonders hilfreich: Es macht deutlich, dass niemand alle Klein- und Großbuchstaben neu lernen muss, sondern dass sich alle Buchstaben aus wenigen Elementen zusammensetzen, die sich leicht einüben lassen. Das baut die Hürden ab, die manche beim Anblick eines schönen Brush Letterings empfinden.
  • Fortgeschrittene lernen durch das Buch, wie sich Schriften variieren lassen, wie Effekte und Farbe als Gestaltungselemente genutzt werden können und warum Schnörkel mehr als Spielerei sind. Die Ausführungen zum Entwurfsprozess vermitteln das richtige Rüstzeug und ermuntern dazu, eigene Ideen zu entwickeln anstatt – wie bei den meisten anderen Lettering-Büchern – Vorlagen lediglich abzukupfern und nachzumalen.
  • Erwähnen möchte ich hier auch die etwa 150 „guten Wörter“ am Ende des Kapitels „Anfangen“: Sie laden nicht nur ein, Großbuchstaben zu üben.  Diese schönen Wörter wie Augenweide, Budenzauber, Fidibus, Galaxie, Jubeljahre, Luftikus, Puderquaste, Sektlaune oder Zottelbär sind auch eine Fundgrube für Fortgeschrittene, die Lust haben auf die Gestaltung von Wortbildern.
  • Gefreut hat mich auch, dass Chris Campe am Ende des Praxisbuchs einige andere Letterinnen vorstellt, die mit ihren besonderen Ideen die Vielfalt der Szene zeigen, etwa Annika Sauerborn (Frau Annika), Sandra Mesas (Frau Mesas) oder Julia Bausenhardt.

Fazit

Das „Praxisbuch Brush Lettering“ ist ein schön gestaltetes, sehr klares und unaufgeregtes, im besten Sinne des Wortes schnörkelloses Lehrbuch. Die Autorin konzentriert sich auf das Wesentliche: die Vermittlung der Grundlagen und des notwendigen Wissens, um den eigenen Stil zu erkennen und weiterzuentwickeln.
Die einzelnen Kapitel sind klug aufgebaute, in sich abgeschlossene Lerneinheiten. Man merkt, dass viele Erkenntnisse aus den Workshops, die Chris Campe seit Jahren anbietet, eingeflossen sind.
Die 42 Übungsblätter ordnen die einzelnen Buchstaben nicht alphabetisch, sondern zu Grundstrich-Gruppen, was das Üben wesentlich erleichtert.
Ich kann das Praxisbuch allen Anfängerinnen empfehlen, die Brush Lettering richtig lernen wollen. Ich möchte es aber auch den Fortgeschrittenen ans Herz legen, die ihr Repertoire erweitern wollen oder die sich auf den Weg vom schön geschriebenen Wort zum schön gestalteten Lettering begeben möchten.

Ich danke dem mitp-Verlag, der mir ein Rezensionsexemplar dieses Buchs zur Verfügung gestellt hat.

Fakten zum Buch

Chris Campe: Handlettering mit dem Brushpen. Schritt für Schritt von den Grundlagen zum eigenen Stil
Broschiert, 224 Seiten
EUR 27,00
mitp-Verlag 2018
ISBN: 978-3-95845-730-0

Link zum Buch

Vielfältiger Klebstoff

Kennt ihr Fixogum? Für mich war das bisher ein Klebstoff, bei dem man die damit verbundenen Teile wieder voneinander lösen kann. Ein Montagekleber eben. In meinem letzten Kallegrafie-Kurs bei Claus Dorsch habe ich gelernt, dass man Fixogum auch für Aquarell-Letterings verwenden kann.

Aquarell mit Schriftzug Glück sowie Aquarellfarbe, Pinsel und Klebstoff. Lettering und Foto: Janne Klöpper

Zugegeben: Es ist nicht so einfach, mit einer Tube Klebstoff zu schreiben, aber es geht. Und es gibt ungeplante, aber interessante Effekte. Wichtig ist, dass der Klebstoff-Schriftzug komplett trocknet. Erst dann habe ich mit dem Pinsel großzügig Aquarellfarbe aufgetragen. Auch diese muss vollständig trocknen. Mit sauberen Fingern kannst du dann den Klebstoff abrubbeln. Und schon hast du ein ungewöhnliches und sehr schönes Lettering.

Ich habe das gleich genutzt, um eine Geburtstagskarte für eine Freundin zu machen.

Aquarell mit Lettering-Schriftzug happy birthday. Lettering und Foto: Janne Klöpper

Für das Folien-Lettering habe ich einen Klebestift benutzt, den Sakura Quickie Glue. Auch hier gilt: gut trocknen lassen! Erst dann die Folie auflegen und vorsichtig, aber fest andrücken. Das geht mit einem Falzbein besonders gut.

Aquarell mit Lettering-Schriftzug happy birthday sowie Klebestift, Falzbein und Goldfolie. Lettering und Foto: Janne Klöpper

Kennengelernt habe ich das Folien-Lettering bei Sandra Mesas. Sie foliert vor allem Letterings, die sie mit dem Laserdrucker ausgedruckt hat. Wie das geht, beschreibt Sandra in ihrem Blog. Es geht aber auch ohne, wie ihr seht. Das Ergebnis ist nicht ganz so sauber und gleichmäßig wie mit Drucker und Laminiergerät, aber der Effekt ist trotzdem wunderschön.

Osterkarten lettern

Eigentlich wollte ich nur ein paar Karten mit Ostergrüßen belettern. Aber dann habe ich in dem kleinen Schreibwarenladen an der Ecke gestöbert und Dekotape, Knautschpapier und Federn gefunden. Also haben mein Mann und ich abends doch was gebastelt. Voilá: Hier sind unsere diesjährigen Osterkarten!

Sechs selbstgebastelte Osterkarten mit Stiften und Schere auf einem Tisch. Foto: Janne Klöpper

Die Idee mit den Hasenohren auf der Wiese hatte ich, als ich das hellbraune Knautschpapier und daneben das Frühlingswiesen-Dekotape gesehen habe. Die Ohren haben wir nur unten mit doppelseitigem Fotokleber befestigt. So stehen die Ohrenspitzen etwas ab und wirken dadurch räumlicher.

Selbstgebastelte Osterkarte mit Hasenohren und dem Schriftzug Frohe Ostern als Lettering. Gestaltung und Foto: Janne Klöpper

Die Feder ist mit einem weißen Faden und nur einem einzigen Stich befestigt. Faden auf der Rückseite verknoten und dabei etwas Spiel lassen. So kann sich die Feder noch bewegen.

Selbstgebastelte Osterkarte mit einer Feder und dem Schriftzug Frohe Ostern als Lettering. Gestaltung und Foto: Janne Klöpper

Die gelben Letterings habe ich mit einem Brushpen von Lyra gemacht, das grüne Lettering mit einem Brushpen von Tombow. Beide Stifte haben sowohl eine Pinselspitze als auch eine Filzspitze. Die Pinselspitze der Lyra-Stifte ist etwas fester und damit besser geeignet für alle, die erst mit dem Brush Lettering anfangen.

Und jetzt: Frohe Ostern, ihr Hasen ❤

Brush Lettering: Drei goldene Regeln für Stifte und Papier

Es gibt mittlerweile mehr als ein Dutzend unterschiedliche Pinselstifte für Brush Lettering: dicke und dünne, günstige und teure, Markenprodukte und No-name-Artikel. Ebenso werben verschiedene Hersteller mit speziellem Lettering-Papier. In den letzten zwei Jahren habe ich fast alle Brush Pen ausprobiert und auf verschiedenen Papieren gelettert. Mit manchen Stiften bin ich besser zurecht gekommen, mit manchen schlechter, und auch das eine Papier fand ich angenehmer als das andere. Da die Vorlieben für Material jedoch sehr individuell sind, gebe ich in meinen Workshops keine konkreten Empfehlungen zu den verschiedenen Produkten. Stattdessen vermittele ich meine drei goldenen Regeln zu Papier und Stiften.

Erste Regel: Die Größe der Pinselspitze bestimmt die Größe des Letterings

Je feiner die Pinselspitze ist, desto kleiner können die gezeichneten Buchstaben sein. Umgekehrt gilt dasselbe: Für ein großes Lettering brauchst du einen Stift mit einer dicken Pinselspitze.

Das Wort lettering mit sechs Pinselstiften in unterschiedlichen Größen geschrieben. Lettering und Foto: Janne Klöpper

Das kleinste Lettering habe ich mit dem Fudenosuke mit harter Pinselspitze (WS-BH 150) von Tombow gemacht; es ist acht Millimeter hoch und 42 Millimeter breit. Danach folgen Letterings mit dem Pentel touch (10 mm/52 mm), dem PITT artist pen von Faber-Castell (15 mm/70 mm), dem Tombow ABT Dual Brush Pen (24 mm/110 mm), dem Ecoline Brush Pen von Royal Talens (33 mm/132 mm) sowie dem Art Marker von neuland (47 mm/168 mm). Mit einem solchen Testblatt kannst du am besten den passenden Stift für dein Lettering auswählen.

Zweite Regel: Papier und Stift müssen zueinander passen

Die synthetischen Pinselspitzen der Brush Pen sind empfindlich. Sie gleiten am besten über ganz glattes Papier und behalten dann ihre Form. Auf rauem Papier fransen sie schnell aus. Wie die Spitze eines Tombow ABT Dual Brush Pen aussieht, nachdem ich damit auf Aquarellpapier gelettert hatte, konnte ich beim Blick durch mein Mikroskop sehen:

Spitze eines Tombow ABT Dual Brush Pen durch ein Mikroskop betrachtet. Foto: Janne Klöpper

Gut zu erkennen ist die ausgefranste Spitze, mit der sich keine feinen Aufstriche mehr machen lassen.

Damit diese feinen Aufstriche auch fein werden und gut aussehen und die Pinselspitzen lange ihre Form behalten, müssen Papier und Stifte zusammenpassen. Für synthetische Pinselspitzen eignen sich glatte Papiere, etwa von Rhodia, Clairefontaine oder Hahnemühle, besonders gut.

Vier Pinselstifte auf einem Block von Rhodia. Foto: Janne Klöpper

Wie glatt ein Papier tatsächlich ist, kannst du fühlen, wenn du ganz leicht darüber streichst. Kaufe niemals Papier für Letterings, ohne es gespürt zu haben! In guten Papierwarenhandlungen kannst du das Papier immer anfassen und häufig sogar darauf zur Probe etwas schreiben.

Aquarellpapier ist immer mehr oder weniger rau. Wenn du eine Aquarellmalerei mit einem Lettering kombinieren möchtest, solltest du deine Brush Pen schonen und die Buchstaben mit einem Pinsel zeichnen. Mit ein bisschen Übung geht das ganz gut.

Lettering mit flüssiger Wasserfarbe auf Aquarellpapier. Lettering und Foto: Janne Klöpper

Aquarellpinsel sind weicher als die synthetischen Pinselspitzen der Brush Pen, deshalb werden die Letterings nicht so präzise. Aber sie haben dadurch auch ihren eigenen Charme.

Dritte Regel: Letterings als Wandschmuck brauchen lichtbeständige Tusche

Wenn du ein Lettering aufhängen möchtest, verwende dafür Stifte mit lichtbeständiger Tusche. Bei den PITT artist pen von Faber-Castell kannst du an den Sternen erkennen, welche Farben lichtbeständig sind:

Drei grüne Pinselstifte von Faber-Castell mit Tusche in unterschiedlicher Lichtbeständigkeit. Foto: Janne Klöpper

Ein Stern bedeutet „bedingte Lichtbeständigkeit“, drei Sterne stehen für „höchste Lichtbeständigkeit“. Das Beispiel zeigt, dass die Lichtbeständigkeit für jeden einzelnen Farbton unterschiedlich sein kann.

Die meisten Hersteller machen auf ihren Websites Angaben zur Lichtbeständigkeit der verwendeten Tusche. So schreibt Tombow etwa in den Produktangaben für den ABT Dual Brush Pen ganz generell: „Lichtechtheit wird nicht garantiert.“ Auch viele Wasserfarben bleichen mit der Zeit aus und verlieren ihre Leuchtkraft.

Wenn du also viel Zeit und Liebe in ein Lettering investierst, das als Wandschmuck lange Freude machen soll, dann spare nicht beim Material.

Lettering "weil du toll bist" und verschiedene farbige Pinselstifte. Lettering und Foto: Janne Klöpper

Gute und lichtbeständige Pinselstifte kosten pro Stück zwischen 2,80 Euro (PITT artist pen) und 3,60 Euro (Winsor & Newton).