Feines Zuhause für schöne Buchstaben

Schöne Buchstaben zeichnen oder schreiben zu können, ist beim Hand-Lettering nur die halbe Miete. Die Anordnung der Wörter, die Farben sowie Schnörkel und Schmuckelemente prägen das handgeschriebene Kunstwerk im gleichen Maße. Mit „Hand-Lettering Layout und Komposition“ hat die Gestalterin Julia Winkler (aka @sushimoon) nun ein umfangreiches Lehr- und Praxisbuch hierzu vorgelegt.

Titelseite des Buchs "Hand-Lettering Layout und Komposition" von Julia Winkler, mitp-Verlag 2021; Foto: Janne Klöpper

In fünf Teilen erläutert die Autorin die grundlegenden Prinzipien einer guten Gestaltung von handgeschriebenen Wortbildern. Die von ihr gewählte Hausbau-Metapher, die sich durch das Buch zieht, macht den Prozess von der ersten Idee bis zum fertigen Lettering besonders anschaulich.

Planen

Im ersten Teil „Bauplanung“ erfährt man, worin sich Komposition und Layout unterscheiden und warum es wichtig ist, diesen Unterschied zu kennen und zu beachten. Weitere Themen sind das wichtigste Material, die verschiedenen Seitenformate und die Platzierung des Letterings auf dem Blatt. Mehrere Seiten widmet Julia Winkler dem Weißraum, der einen großen und häufig unterschätzten Einfluss auf die Wirkung des Letterings hat.

Auswählen

Der zweite Teil „Baumaterial“ stellt die Buchstaben, die Schriftarten und Schmuckelemente in den Mittelpunkt. Dabei zeigt die Autorin im Detail, wie die Abstände von Buchstaben im Wort und die Abstände von Wörtern sowie Zeilen das Lettering beeinflussen. Die Wirkung und die Kombination verschiedener Schriftarten sind ein weiteres Thema in diesem Teil, in dem man auch einiges über Schmuckelemente wie Schnörkel, Banner und Rahmen lernt. Diese empfiehlt Julia Winkler mit Bedacht einzusetzen, um die Buchstaben nicht in den Hintergrund zu drängen.

Ausprobieren

Mit dem dritten Teil „Statik“ geht es in die Praxis: Hier ermuntert die Autorin, das in den beiden ersten Teilen Gelernte zunächst an einem einzelnen Wort anwenden und so die Wirkung der Gestaltungsregeln ausprobieren. Die Autorin zeigt anschaulich, wie die unterschiedliche Ausgestaltung der einzelnen Buchstaben in der gewählten Schriftart ganz verschiedene Effekte hervorbringt und was diese bei der Betrachterin oder beim Betrachter bewirken.

Seite 96-97 aus dem Buch "Hand-Lettering Layout und Komposition" von Julia Winkler, mitp-Verlag 2021; Foto: Janne Klöpper

Zusammenstellen

Im vierten Teil „Hausbau“ geht es schließlich um die Komposition von Texten zu Letterings sowie die Reinzeichnung der Skizze. Sowohl bei kurzen Texten, zum Beispiel einem Glückwunsch zum Geburtstag, als auch bei langen Texten wie einem persönlichen Jahresrückblick geht es darum, die Hierarchie der einzelnen Wörter, die emotionale Botschaft als auch die mögliche Form des Letterings zu berücksichtigen. Wie man hier die richtigen Entscheidungen trifft, zeigt Julia Winkler anhand von Fragen, mit denen sie einen durch den Prozess führt sowie durch viele Beispiele. Zudem zeigt sie verschiedene Methoden, um von der Skizze zum fertigen Lettering zu gelangen.

Seite 180-181 aus dem Buch "Hand-Lettering Layout und Komposition" von Julia Winkler, mitp-Verlag 2021; Foto: Janne Klöpper

Schmücken

Mit „Dekoration“ ist der fünfte und letzte Teil des Buchs überschrieben. So wie beim Hausbau der Anstrich und die Bepflanzung des Gartens den Abschluss bilden, kann ein Lettering mit Farben und Verzierungen noch weiter ausgeschmückt werden.

Seite 216-217 aus dem Buch "Hand-Lettering Layout und Komposition" von Julia Winkler, mitp-Verlag 2021; Foto: Janne Klöpper

Praxisbuch für Fortgeschrittene

Das Buch von Julia Winkler eignet sich besonders für alle, die schön geübt sind im Zeichnen und Schreiben von schönen Buchstaben. Hilfreich ist es auch, die verschiedenen Schriftarten bereits einigermaßen sicher zu beherrschen. Dabei spielt es keine Rolle, ob man analog mit Brushpen, Fineliner oder Kreide Buchstaben zeichnet oder digital mit einem Zeichenprogramm auf dem Tablet Letterings erstellt. Die Gestaltungsregeln gelten für jede Technik.

Was mir an dem Buch besonders gefällt

  • Das Buch ist gut aufgebaut: Schritt für Schritt geht es von der Gestaltung des einzelnen Wortes bis zur Komposition längerer Texte einschließlich schmückender Elemente. Julia Winkler lässt hier ihre gesammelten Erfahrungen aus den Workshops einfließen, die sie seit mehreren Jahren gibt.
  • Die vielen Beispiele, die die Autorin zeigt, sind gute Anregungen für eigene Lettering-Projekte. Gefallen haben mir auch die Negativbeispiele, weil sie gut geeignet sind, das Auge zu schulen und sicherer in der Bewertung der eigenen Gestaltungsideen zu werden.
  • Die unzähligen Tipps, Merksätze und Checklisten runden das Buch ab und sind durch ihre optische Hervorhebung beim Durchblättern schnell wiederzufinden.
  • Von den vielen guten Ideen fand ich eine besonders praktisch: Julia Winkler zeigt, wie sich eine gläserne Auflaufform und eine Lichterkette im Handumdrehen zum Leuchttisch umfunktionieren lassen, was die Reinzeichnung erleichtert.

Fazit

Das Buch erfüllt die in Titel und Untertitel („Schritt für Schritt von der Skizze zum ausdrucksstarken Lettering“) geweckten Erwartungen voll und ganz. Es zeichnet sich besonders durch die Liebe der Autorin zum Detail aus. Dabei ist es an keiner Stelle langatmig.

Um die Hausbau-Metapher aufzugreifen: Durch die vielen Beispiele ist das Buch wie eine Wanderung durch eine Musterhaussiedlung mit ausliegenden Bauplänen, um sich für den Bau des eigenen Hauses inspirieren zu lassen. Anders als bei den vielen Lettering-Büchern, die fertige Projekte und genau einen Weg dahin zeigen, beschreibt Julia Winkler in ihrem Buch die dahinterliegenden Gestaltungsregeln und leitet dazu an, diese anzuwenden, zu variieren und auszureizen.

Von mir also eine klare Empfehlung für alle, die ihren schönen Buchstaben nun ein feines Zuhause geben wollen.

Ich danke dem mitp-Verlag, der mir ein Rezensionsexemplar dieses Buchs zur Verfügung gestellt hat.

Fakten zum Buch

Julia Winkler: Hand-Lettering Layout und Komposition. Schritt für Schritt von der Skizze zum ausdrucksstarken Lettering.
Broschiert, 239 Seiten
EUR 24,99
mitp-Verlag 2021
ISBN: 978-3-7475-0281-5

Link zum Buch

Jetzt wird’s bunt

Wie man in maximal fünf Schritten mit dem Pinselstift einfache Aquarelle erstellen kann, zeigt die Autorin Verena Kaltenecker in ihrem Buch „50x Brush Pen – Flamingo, Kaktus & Co.“. Die präzisen Anleitungen machen es leicht, (wieder) in die Aquarellmalerei einzusteigen. Auch das verwendete Material trägt dazu bei: Durch den Brushpen, der mit flüssiger Aquarellfarbe gefüllt ist und eine synthetische Pinselspitze hat, fließt die Farbe gleichmäßig aufs Papier. So aufgetragene Linien und Farbflächen können anschließend mit einem nassen Haarpinsel vermalt werden.

Eis am Stiel

Verena Kaltenecker nutzt die Möglichkeiten des Brushpen in ihren ausgewählten Beispielen gut aus. Mit wenigen Strichen entstehen so farbenfrohe Aquarelle: Anemonen und Zitronen, Flamingos und Quallen, Bananenblätter und Sukkulenten oder Cake Pops und Zuckerstangen, um nur einige zu nennen. Oder eben ein Eis am Stiel:

Eis am Stiel, Aquarell mit Brush Pen. Zeichnung und Foto: Janne Klöpper

Ich hatte das Glück, beim Lettercamp in Bremen Anfang Februar an einer gut halbstündigen Session mit Verena teilnehmen zu können. Dort sind die obigen Aquarelle entstanden.

Material, Tipps und Tricks

Zurück zum Buch: Besonders gut gefallen hat mir, dass die Autorin zu Beginn kurz und knackig auf das Material eingeht, das man für den Einstieg in die Aquarellmalerei mit dem Pinselstift braucht. Sie erläutert, wie ein Brushpen verwendet wird, welches seine Besonderheiten sind und welchen Unterschied es zu den klassischen Aquarellfarben gibt. Zudem legt sie dar, welches Papier und welche Haarpinsel sie benutzt. Verena Kaltenecker beschreibt genau, wie sie bei ihren Bildern vorgeht und verrät ihre Tipps und Tricks. Enorm hilfreich ist auch das kurze Kapitel, das mit „Erste Hilfe“ überschrieben ist: Hier zeigt sie, wie man bei kleinen Patzern schnell richtig eingreift und die Zeichnung rettet.

Insgesamt ein wunderbares Buch, das große Lust auf kleine Aquarelle macht.

Verena Kaltenecker: 50x Brush Pen. Flamingo, Kaktus & Co. Titelbild. Foto: EMF Verlag

Die beliebtesten Brush-Pen-Motive in max. 5 Schritten malen

Foto: EMF Verlag

Fakten zum Buch:

Verena Kaltenecker: 50x Brush Pen. Flamingo, Kaktus & Co.
Taschenbuch, 112 Seiten
EUR 14,99
EMF Verlag 2018
ISBN: 978-3-96093-157-7

Link zum Buch

Praxisbuch Brush Lettering: Ein rundum gelungenes Lehrbuch

Das „Praxisbuch Brush Lettering“ der Kommunikationsdesignerin Chris Campe ist das lang ersehnte Lehrbuch für alle, die Handlettering mit dem Brushpen systematisch lernen oder ihr Können weiterentwickeln wollen. In vier Teilen zeigt die Autorin den Prozess von den ersten Strichstärkenübungen bis hin zum fertigen Lettering.

Chris Campe, Praxisbuch Brush Lettering, Titelseite. mitp-Verlag 2018. Foto: mitp-Verlag

Foto Cover: mitp-Verlag 2018

Ideal für Anfängerinnen

Die beiden ersten Teile „Vorbereiten“ und „Anfangen“ richten sich an Anfängerinnen und Anfänger. Hier geht es um Stifte, Pinsel und Papier, die richtige Hand- und Stifthaltung sowie die Einrichtung eines Arbeitsplatzes, der Lust auf das Üben macht. Zudem erläutert die Autorin anschaulich die wesentlichen Fachbegriffe des Brush Letterings: Auf- und Abstriche, Strichstärkenkontrast oder auch die Anmutung einer Schrift. Nebenbei vermittelt sie kurz und knackig typografisches und gestalterisches Grundlagenwissen, etwa zur Anatomie der Buchstaben oder Proportionen.

Üben, üben, üben

Jedes Brush Lettering beginnt mit Aufwärmübungen, um ein Gefühl für Werkzeug, Bewegung und Rhythmik zu bekommen. Deshalb stehen diese Übungen auch am Beginn des Kapitels „Anfangen“. Hier geht es um Auf- und Abstriche mit variierendem Druck, Schlaufen und Schlangenlinien. Danach widmet sich die Autorin auf mehr als 40 Seiten ausführlich den Grundstrichen des Brush Letterings, den einzelnen Buchstaben und Ziffern sowie den Verbindungen der Buchstaben zu Wörtern.

Chris Campe, Praxisbuch Brush Lettering, Seite 71 und 72. mitp-Verlag 2018. Foto: Janne Klöpper

Schließlich verrät Chris Campe ihre Tipps und Tricks, um zu einem harmonischen Schriftbild zu kommen. Aber ohne Üben geht es nicht! Um das zu erleichtern, gibt es 42 Übungsblätter mit Grundlinienrastern, Aufwärmübungen und Buchstaben, die über die Seite des mitp-Verlags heruntergeladen werden können.

Interessant für Fortgeschrittene

Im dritten Teil des Praxisbuchs steht das „Vertiefen“ im Mittelpunkt. Spätestens hier wird das Buch auch für Fortgeschrittene richtig interessant. Die Autorin erklärt ausführlich, wie Buchstabenform und Zeichenstil variiert werden können, um die Anmutung einer Schrift zu verändern und ihr dadurch einen zum Inhalt passenden Ausdruck zu verleihen. Dabei belässt Chris Campe es auch hier nicht bei theoretischen Ausführungen, sondern zeigt anhand von Beispielen, wie Variationen im Schriftbild tatsächlich aussehen.

Chris Campe, Praxisbuch Brush Lettering, Seite 112 und 113. mitp-Verlag 2018. Foto: Janne Klöpper

Dieses Kapitel enthält auch eine Reihe von Beispiel-Alphabeten mit ganz unterschiedlichen Anmutungen. Bei allen Varianten erklärt die Autorin, wie diese zustande kommen – etwa durch Schwünge, gebrochene Rundungen oder Serifen. Zudem gibt sie Tipps, wie häufige Fehler vermieden werden können.

Bunt und rund

Abgerundet wird der dritte Teil durch die Themen Effekte und Farbe, Schnörkel und Bildelemente. Dabei wird deutlich, dass es dabei um mehr geht als hübsche Zugaben: Schattenlinien und dekorative Elemente lassen sich ebenso wie farbige Schriften nutzen, um Schriftbilder zu strukturieren oder um Wortbedeutungen zu visualisieren.

Chris Campe, Praxisbuch Brush Lettering, Seite 154 und 155. mitp-Verlag 2018. Foto: Janne Klöpper

Vom Buchstaben zum Layout

Natürlich macht es Spaß, einzelne Wörter oder Zeilen in schönen Buchstaben zu schreiben. Zu einem gelungenen Lettering gehört aber mehr. Folgerichtig widmet sich Chris Campe im vierten Teil des Praxisbuchs unter der Überschrift „Anwenden“ der Komposition und dem Layout von Wortbildern. Von der Idee über die Skizze zur Reinzeichnung erläutert sie Schritt für Schritt den Entwurfsprozess. Dabei vermittelt sie gestalterische Grundlagen, etwa zu Format, Flächenaufteilung und Anordnung ebenso wie Kriterien für die Auswahl der passenden Schriftart.

Chris Campe, Praxisbuch Brush Lettering, Seite 192. mitp-Verlag 2018. Foto: Janne Klöpper

Schließlich ermuntert die Autorin dazu, sich ausführlich mit dem zu gestaltenden Text zu beschäftigen und Fragen zu stellen: Was ist der Zweck des Letterings? Für wen mache ich es? Und welche Stimmung möchte ich vermitteln? Darüber hinaus zeigt sie anhand eines Beispiels ausführlich, wie verschiedene Layouts wirken und wie sich die Anmutung eines Letterings durch die Gestaltung verändert.

Konstruktive Selbstkritik üben

Und zu noch etwas ermuntert Chris Campe, nicht nur in diesem Kapitel: zur konstruktiven Selbstkritik. In Bezug auf Komposition und Layout gibt sie Tipps, wie man die Schwächen eines Entwurfs erkennt und korrigiert, wie die Überarbeitung gelingt und die Reinzeichnung entsteht.

Was mir besonders gut gefällt

  • Das „Praxisbuch Brush Lettering“ ist mit den vier Kapiteln „Vorbereiten“, „Anfangen“, „Vertiefen“ und „Anwenden“ klug aufgebaut. Anfängerinnen bietet es eine stringente Einführung in die Grundlagen des Brush Letterings und den Aufbau der einzelnen Buchstaben. Letzteres finde ich besonders hilfreich: Es macht deutlich, dass niemand alle Klein- und Großbuchstaben neu lernen muss, sondern dass sich alle Buchstaben aus wenigen Elementen zusammensetzen, die sich leicht einüben lassen. Das baut die Hürden ab, die manche beim Anblick eines schönen Brush Letterings empfinden.
  • Fortgeschrittene lernen durch das Buch, wie sich Schriften variieren lassen, wie Effekte und Farbe als Gestaltungselemente genutzt werden können und warum Schnörkel mehr als Spielerei sind. Die Ausführungen zum Entwurfsprozess vermitteln das richtige Rüstzeug und ermuntern dazu, eigene Ideen zu entwickeln anstatt – wie bei den meisten anderen Lettering-Büchern – Vorlagen lediglich abzukupfern und nachzumalen.
  • Erwähnen möchte ich hier auch die etwa 150 „guten Wörter“ am Ende des Kapitels „Anfangen“: Sie laden nicht nur ein, Großbuchstaben zu üben.  Diese schönen Wörter wie Augenweide, Budenzauber, Fidibus, Galaxie, Jubeljahre, Luftikus, Puderquaste, Sektlaune oder Zottelbär sind auch eine Fundgrube für Fortgeschrittene, die Lust haben auf die Gestaltung von Wortbildern.
  • Gefreut hat mich auch, dass Chris Campe am Ende des Praxisbuchs einige andere Letterinnen vorstellt, die mit ihren besonderen Ideen die Vielfalt der Szene zeigen, etwa Annika Sauerborn (Frau Annika), Sandra Mesas (Frau Mesas) oder Julia Bausenhardt.

Fazit

Das „Praxisbuch Brush Lettering“ ist ein schön gestaltetes, sehr klares und unaufgeregtes, im besten Sinne des Wortes schnörkelloses Lehrbuch. Die Autorin konzentriert sich auf das Wesentliche: die Vermittlung der Grundlagen und des notwendigen Wissens, um den eigenen Stil zu erkennen und weiterzuentwickeln.
Die einzelnen Kapitel sind klug aufgebaute, in sich abgeschlossene Lerneinheiten. Man merkt, dass viele Erkenntnisse aus den Workshops, die Chris Campe seit Jahren anbietet, eingeflossen sind.
Die 42 Übungsblätter ordnen die einzelnen Buchstaben nicht alphabetisch, sondern zu Grundstrich-Gruppen, was das Üben wesentlich erleichtert.
Ich kann das Praxisbuch allen Anfängerinnen empfehlen, die Brush Lettering richtig lernen wollen. Ich möchte es aber auch den Fortgeschrittenen ans Herz legen, die ihr Repertoire erweitern wollen oder die sich auf den Weg vom schön geschriebenen Wort zum schön gestalteten Lettering begeben möchten.

Ich danke dem mitp-Verlag, der mir ein Rezensionsexemplar dieses Buchs zur Verfügung gestellt hat.

Fakten zum Buch

Chris Campe: Handlettering mit dem Brushpen. Schritt für Schritt von den Grundlagen zum eigenen Stil
Broschiert, 224 Seiten
EUR 27,00
mitp-Verlag 2018
ISBN: 978-3-95845-730-0

Link zum Buch

Handlettering Watercolor: Eine Schatzkiste voller Ideen

Für alle, die schon etwas Erfahrung mit Lettering haben, bietet das Buch „Handlettering Watercolor“ von Sue Hiepler und Yasmin Reddig eine Erweiterung ihres Repertoires. Die beiden Kommunikationsdesignerinnen zeigen anhand von zehn Projekten, wie sich Aquarellmalerei und Lettering kombinieren lassen, um Geburtstagsgrüße, Danke-schön-Karten oder Wandschmuck zu gestalten.

Titel des Buchs Handlettering Watercolor von Sue Hiepler und Yasmin Reddig. Frechverlag 2017. Foto: Janne Klöpper

Materialien

Im ersten Kapitel gehen die Autorinnen ausführlich auf die notwendigen Materialien ein. Sie erläutern, welche Papiere und Farben, Pinsel und Stifte sich wofür eignen. Zudem geben sie eine kurze Einführung in Lettering-Techniken mit Fineliner, Brushpen und Pinsel und zeigen einige Grundlagen des Aquarellierens, etwa Lavieren und Lasieren.

Projekte

Der größte Teil des Buchs ist den zehn Projekten gewidmet. Dabei beschreiben Sue Hiepler und Yasmin Reddig Schritt für Schritt, wie Watercolor-Lettering-Kunstwerke entstehen. Angereichert sind diese Anleitungen mit vielen Tipps und Tricks, etwa zum richtigen Vorgehen beim Skizzieren mit Bleistift, zur Wirkung von verschiedenen Schriftarten oder zum Verhalten von Wasserfarben. Meinen Lieblingstipp habe ich auf Seite 45 entdeckt: Viele der vorgestellten Projekte sind mit Blumenmustern illustriert. Die Autorinnen raten deshalb, zur Inspiration mal in die alten Biologiebücher aus der Schulzeit zu schauen. Die habe ich zum Glück auch aufgehoben – und ich war erstaunt, wie viele Anregungen ich dort gefunden habe.

Varianten

Das dritte Kapitel schließlich ist ein kreativer Fundus: Hier gibt es jede Menge Varianten zu den floralen Elementen der vorgestellten Projekte, Übungsblätter für das Brushlettering-Alphabet sowie verschiedene Schriftarten für Handlettering.

Den kleine Reise-Aquarellkasten auf dem Foto heißt übrigens MagiCo. Ihr könnt ihn mit euren Lieblingsfarben befüllen und mit einem Magneten am Skizzenbuch befestigen.

Seiten 88 und 89 des Buchs Handlettering Watercolor von Sue Hiepler und Yasmin Reddig. Frechverlag 2017. Foto: Janne Klöpper

Videos

Richtig rund wird das Buch durch fünf Videos, in denen Sue Hiepler und Yasmin Reddig nochmal Schritt für Schritt einzelne Techniken aus den vorgestellten Projekten zeigen. Der Freischaltcode für die Videos befindet sich auf der letzten Buchseite.

Liebevolle Gestaltung

Das ganze Buch ist sehr liebevoll gestaltet. So illustrieren die Autorinnen zum Beispiel die einzelnen Abschnitte mit Zeichnungen der jeweils verwendeten Stifte, Pinsel, Radiergummis, Tuschen und Aquarellkästen. Die vielen Tipps sind ebenso wie die Seitenzahlen mit farbigen Hintergründen in Aquarelltechnik hervorgehoben.

Seiten 60 und 61 des Buchs Handlettering Watercolor von Sue Hiepler und Yasmin Reddig. Frechverlag 2017. Foto: Janne Klöpper

Schönheitsfehler

Das Buch könnte richtig toll sein – wären da nicht die vielen Fehler im Text. Es wirkt, als hätte niemand eine Schlusskorrektur vor Drucklegung vorgenommen, um etwa Worttrennungen an der falschen Stelle, fehlende Kopplungen, falsche Angaben zu Seitenzahlen bei Verweisen oder Rechtschreibfehler zu korrigieren. Besonders ärgerlich ist letzteres bei bekannten Markennamen wie Faber-Castell. Ich hoffe, dass die Korrekturen in der zweiten Auflage nachgeholt werden.

Ich danke dem frechverlag, der mir ein Rezensionsexemplar dieses Buchs zur Verfügung gestellt hat.

Fakten zum Buch

Sue Hiepler und Yasmin Reddig: Handlettering Watercolor
Schön schreiben und mit Aquarellfarben illustrieren
Gebunden, 112 Seiten
EUR 16,99 (D), EUR 17,50 (A)
frechverlag GmbH 2017
ISBN: 978-3-7724-8318-9

Link zum Buch

Hand Lettering Alphabete: Einkaufslisten und Pausvorlagen

 

Das im August 2017 erschienene Buch „Hand Lettering Alphabete“ von Tanja Cappell hält im Untertitel ein Versprechen bereit: „Schritt für Schritt zur eigenen Schönschrift“. Da ich mir selbst vor knapp zwei Jahren – unter anderem durch die Videoclips und Guides der Autorin – die Lettering-Welt erschlossen habe, war ich entsprechend gespannt auf ihr erstes Buch zu diesem Thema.

Was das Buch bietet

Cover Vorderseite des Buchs Hand Lettering Alphabete von Tanja Cappell. © EMF-VerlagDas Buch ist unterteilt in fünf Kapitel: Hand Lettering, Brush Lettering, Kalligrafie, Digital Lettering sowie Projekte. In der Einleitung und den ersten drei Kapiteln plaudert die Autorin in leichtem Tonfall über ihren Zugang zum Lettering und die verschiedenen Stile. Sie gibt ausführliche Tipps für das jeweilige Material (Stifte, Federn und Papier) sowie den Umgang damit. Jeweils eine Doppelseite ist für Aufwärmübungen reserviert. Danach folgen verschiedene Muster-Alphabete zum vorgestellten Stil. Zudem gibt Tanja Cappell Hinweise zu Techniken, um besondere Effekte zu erzielen, etwa durch Blending oder Schnörkel.

Im Kapitel Digital Lettering werden drei Programme zur Digitalisierung von Handgeschriebenem vorgestellt; es gibt darüber hinaus Hinweise zu Apps, mit denen sich digitale Letterings auf dem Tablet erstellen lassen. Im letzten Teil stellt Tanja Cappell dann mehrere Projekte vor, die Anwendungsbeispiele für Letterings zeigen, etwa zur Beschriftung von Ordnern, Porzellan oder Geschenkverpackungen. Ergänzt wird das Buch durch zwei Poster mit Vorlagen für Linienblätter, Muster-Alphabete und Lettering-Ideen zum Abpausen.

Was das Buch nicht bietet

Wer schon Erfahrung mit Lettering hat, findet zwar in dem Buch eine Sammlung verschiedener Stile und Techniken. Anders als der Untertitel verspricht, gibt es jedoch keine Schritt-für-Schritt-Anleitung, sondern, wie Tanja Cappell selbst schreibt, „ist alles in diesem Buch lediglich eine Sammlung meiner autodidaktischen Erfahrungen.“ (Seite 18)

Die Aufwärmübungen sind sehr knapp gehalten, und beim Brush Lettering heißt es zum Beispiel lapidar: „Sei eine Copy Cat und pause die folgenden Alphabete zu Übungszwecken immer wieder ab!“ (Seite 60) Was dabei ganz sicher weder geübt noch erreicht wird: eine eigene Schönschrift. Genau die wird im Untertitel des Buchs aber in Aussicht gestellt.

Auch zum Thema Entwurf schweigt sich die Autorin aus. Dabei gäbe es gerade hierzu viel zu sagen. Ein Lettering, also die Gestaltung einer Fläche mit Schrift, entsteht eben durch viele kleine Schritte von der Idee über die grobe Skizze und die Verfeinerung bis hin zum fertigen Werk. Ein entscheidender Teil dieses Prozesses fehlt damit im Buch komplett.

Vermisst habe ich auch Hinweise auf andere Lettering-Bücher. Gerade weil Tanja Cappell schreibt, dass es „viele Bücher mit umfangreichem Expertenwissen und speziellen Techniken“ (Seite 18) gibt und sie sich selbst „die Grundlagen (…) autodidaktisch mithilfe von englischer Fachliteratur“ (Seite 5) beigebracht hat, habe ich am Ende des Buchs ein Literaturverzeichnis erwartet. Das fehlt jedoch ebenso wie Hinweise auf andere Instagram- und Twitter-Accounts sowie Blogs oder Facebook-Gruppen zum Thema Lettering.

Was mich bei dem Buch irritiert

Ich bin in dem Buch über vieles gestolpert. An dieser Stelle möchte ich nur drei Sachen nennen, die mich richtig irritiert haben.

Im Abschnitt Faux-Calligraphy-Alphabet schreibt Tanja Cappell: „Kalligrafie bezeichnet im Allgemeinen jegliche Schrift, die klar erkennbare dicke und dünne Stellen besitzt und damit eine unterscheidbare Strichstärke aufweist.“ (Seite 46) Das ist mehr als eine sehr eigenwillige Definition: Das ist schlicht falsch. Kalligrafie ist die Kunst des Schönschreibens mit einer jahrhundertelangen Tradition in den verschiedenen Kulturkreisen. Die dicken und dünnen Striche kommen nur bei bestimmten Kalligrafie-Stilen durch die verwendeten Schreibwerkzeuge zustande. In dem Buch ist diese Vereinfachung für mich nur eines von mehreren Beispielen, bei denen ich den Eindruck habe, dass die Autorin lediglich das berücksichtigt, was in ihr Bild passt. Das gilt im Übrigen für das gesamte sehr knappe Kapitel zu Kalligrafie.

Ein weiteres Beispiel für den meiner Auffassung nach eingeschränkten Blickwinkel findet sich im Kapitel Digital Lettering: Hier beschreibt Tanja Cappell auf einer Doppelseite, wie analoge Letterings mit dem Programm Adobe Illustrator vektorisiert werden, um sie beispielsweise verlustfrei zu vergrößern. Aber zum einen ist Illustrator ein relativ teures Profi-Programm, über das vermutlich nur wenige Menschen verfügen, die Lettering als Hobby betreiben. Zum anderen ist die eigentliche Vektorisierung in Illustrator banal verglichen damit, welchen Aufwand es bedeutet, das vektorisierte Lettering über Ankerpunkte nachzubearbeiten. Mehr als den Hinweis auf eine „zeitaufwändige Fleißarbeit“ (Seite 105) liefert die Autorin dazu leider nicht. Die Frage, wie es überhaupt geht, bleibt unbeantwortet.

Im Abschnitt Bounce Lettering weist Tanja Cappell ausdrücklich auf die Stolperfallen bei sogenannten tanzenden Buchstaben hin: Zu lange Abwärtsstriche bei bestimmten Buchstaben können zu Verwechslungen führen (Seite 67). Nur eine Seite später lässt sie die Lettern aber so stark tanzen, dass der Text kaum noch zu entziffern ist (Seite 69). Damit bricht sie ihre selbst aufgestellten Regeln, ohne dass das Ergebnis überzeugt.

Mein Fazit: Einkaufslisten und Pausvorlagen

Das Buch „Hand Lettering Alphabete“ bedient vor allem die große Social-Media-Fan-Gemeinde der Autorin: Diese findet hier Einkaufslisten für das von der Autorin bevorzugte Material, kann sich genau anschauen, wie Schnörkel und Effekte in Frau-Hölle-Letterings wirken und erfährt viel Persönliches über Tanja Cappell. Wem die Arbeit an der eigenen Schönschrift dann doch zu aufwändig oder zu zeitintensiv ist, findet im Buch und auf den beigefügten Postern viele Vorlagen zum Abpausen.

Anfängerinnen und Anfängern würde ich das Buch nicht empfehlen. Hier finde ich die Videoclips von Frau Hölle sowie ihre bereits auf ihrer Website veröffentlichten Lettering-Guides sehr viel hilfreicher.

Fortgeschrittenen würde ich persönlich eher die wunderbaren Bücher von Chris Campe (Handbuch Handlettering), Martina Flor (Lust auf Lettering) und Julia Kerschbaumer (Hand Lettering) ans Herz legen.

Ich danke dem EMF-Verlag, der mir ein Rezensionsexemplar dieses Buchs zur Verfügung gestellt hat.

Fakten zum Buch

Tanja Cappell: Hand Lettering Alphabete
Schritt für Schritt zu eigenen Schönschrift
Gebunden, 144 Seiten
EUR 19,99 (D), EUR 20,60 EUR (A)
EMF-Verlag 2017
ISBN: 978-3-86355-768-3

Link zum Buch

Handbuch Handlettering: Mein Buch des Monats

Das kürzlich erschienene „Handbuch Handlettering“ von Chris Campe ist ein Vergnügen für alle, die sich in die Gestaltung von handgeschriebenen Buchstaben vertiefen möchten und zudem liebevoll gemachte Bücher zu schätzen wissen. Ich kann es uneingeschränkt empfehlen.

Cover des Handbuchs Handlettering von Chris Campe, Haupt-Verlag 2017. Foto: Janne Klöpper

Eine Reise durch die Welt der schönen Buchstaben

In fünf Kapiteln bereist die Kommunikationsdesignerin die Lettering-Welt. Sie gibt ausführliche Empfehlungen für Material und Werkzeuge und vermittelt fachkundig die wesentlichen Grundlagen von Schriftgestaltung und Layout.

Einleitung aus dem Handbuch Handlettering von Chris Campe, Haupt-Verlag 2017. Foto: Janne Klöpper

Analog und digital

Jeweils ein ganzes Kapitel widmet Chris Campe dem Lettering mit dem Pinselstift (Brush Lettering) und der illustrativen Schrift (am Beispiel eines Buchcovers) und erläutert abschließend, wie man die analog gezeichneten Buchstaben digital bearbeitet. Abgerundet wird das Handbuch durch eine Literaturliste sowie Hinweise auf Blogs und Websites.

Seite 98 und 99 aus dem Handbuch Handlettering von Chris Campe, Haupt-Verlag 2017. Foto: Janne Klöpper

Vom Buchstaben zum Bild

Das Buch ist umfangreich illustriert mit gezeichneten Buchstaben, Alphabeten, Wörtern, Schriftbildern und Fotos. Es enthält jede Menge Tipps und Anregungen sowie detaillierte Anleitungen, etwa zum Brush Lettering oder zur Gestaltung von Letterings. Die Texte sind flüssig geschrieben und motivierend.

Für Fortgeschrittene und Profis

Für mich als fortgeschrittene und ambitionierte Hobby-Letterin (ich habe keine künstlerische oder grafische Ausbildung) ist das Handbuch genau passend. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass es das Richtige ist für (Grafik-) Designer*innen und Illustrator*innen, die ihr Repertoire erweitern wollen.

Ich finde das Buch äußerst informativ und inspirierend, unterhaltsam, sorgfältig und wunderschön gestaltet. In jedem Foto, in jeder Zeichnung, in jeder Anleitung spürt man die Liebe der Autorin zu ihrem Handwerk. Chris Campes Begeisterung für gezeichnete Buchstaben ist absolut ansteckend!

Fakten zum Buch

Chris Campe: Handbuch Handlettering
Eigene Buchstaben & illustrative Schrift gestalten
Gebunden, 160 Seiten
EUR 29,90 (DE), EUR 30,80 (A), CHF 35,90
Haupt-Verlag 2017
ISBN 978-3-258-60165-6

Link zum Buch

Update vom 4. September 2017

Eine sehr ausführliche Rezension des Buchs von Chris Campe gibt es im Blog Nisnis Bücherliebe.